Verhandeln

Wieso ist Verhandeln eine eigene Seite wert?

Nun, spätestens seit dem Urteil des Bundesarbeitsgerichtes im Februar 2023 ist klar: die Frau darf nicht weniger Gehalt bekommen als der Mann, auch wenn dieser 'besser verhandelt' hat -so die Aussage (mit einem Schulterzucken wahrscheinlich) des Arbeitgebers.

Ist es also -wie eigentlich alle anderen Bereiche der strukturellen Chancenungleichheit wie fehlende Kinderbetreuung, Schwierigkeiten für Männer in Elternzeit zu gehen- mal wieder Schuld der Frau? Weil sie so schlecht verhandelt hat?

Frauen müssen an so vielen Stellen verhandeln -und sie erreichen sehr gute Ergebnisse, wenn sie nicht für sich verhandeln. Das hat zweierlei Gründe: wenn Sie nicht für sich verhandeln, ist die ganze Verhandlung nicht auf Sie persönlich gemünzt. Sie gehen also von vornerherein nicht damit rein 'Bin ich zu hart?' 'aber so stur sein, kein Wunder, dass mein Mann dann genervt ist' 'meine Bedürfnisse sind nicht soooo wichtig, das ist mir schon klar'
Merken Sie? Das sind Zuweisungen, die aus Ihrer Herkunftsfamilie kommen, aber vor allem aus dem gesellschaftlichen Kontext. Es wurde Ihnen schon als Kind abgewöhnt zu verhandeln ('die Klügere gibt nach') und wenn Sie mal verhandeln für sich, dann müssen Sie damit rechnen, dass es Ihnen um die Ohren gehauen wird, dass Sie jetzt nicht mehr die Nette, Liebe, Sanfte sind, sondern egoistisch, und außerdem Sie dafür verantwortlich sind, dass sich irgendjemand (meist die Person, die bisher einen Vorteil davon hat, dass Sie so schlecht wegkommen) sich ssoooo schlecht fühlt, genervt ist und das auch garnicht wichtig ist.

In dem Moment, in dem außerdem die finanzielle Situation in Ihrer Familie/ Partnerschaft ein Machtgefälle ergibt, also Sie in Teilzeit mit schlechtem Stundenlohn und wenig Aufstiegsmöglichkeit und dazu Steuerklasse 5 und keine Aktien im Depot, in dem Moment werden Entscheidungen nicht mehr auf gleicher Augenhöhe getroffen. Werden Männer befragt von Paaren, die diese Ungleichheit haben (wird auch verschämt: 'traditionelle Rollenverteilung in der Familie' genannt), wer denn die letzte Entscheidung hat, wohin der Urlaub geht, dann sagen die sehr spontan und eindeutig: Na, ich! Ich verdiene ja auch das Geld!'

Frauen werden meist schon von anderen in die 'niedrige' Position gesteckt, die weiter unten ist, als bei jedem Mann. Für vieles müssen sie sich erstmal rechtfertigen. Egoismus wird da schnell ausgesprochen. Damit ist die Ausgangsposition schon mal deutlich schlechter.

Hier eine schöne Seite (gewerblich) aber mit vielen kostenfreien Infos: frauverhandelt. Und auch hier können Sie sich knallhart ausrechnen: 2 Coachingstunden kosten mich XX Euro, dadurch habe ich besser verhandelt, und bekomme monatlich YY Euro mehr, das sind im Jahr 12 mal YY Euro, auf mein Berufleben gerechnet ...... auf die Rente gerechnet ......

Ich werde hier unterteilen in:
Verhandlungsschritte
auf der Arbeit
Gehaltsverhandlung an der Uni
mit dem:r Partner:in
mit der eigenen Familie
wenn Sie pflegen

Also demnächst mehr!